Pia von Musil, Cambridge und Den Haag

Die Nachricht über ein neuartiges Virus erreichte meine Klassenkameradinnen und mich im zweiten Semester der 4. Klasse. Lockdown, volle Intensivstationen, weg von den Freundinnen, mit denen man sich im Heim ein Zimmer geteilt hatte. Alles war neu und beängstigend, aber trotzdem voller Möglichkeiten.
Zwischen online Stunden und Teamwork-Hausaufgaben via Zoom kam mir die Idee, ich könnte doch mal über meine Zukunft und mein Leben jenseits der Schulzeit nachdenken und dieses zu planen beginnen. Einige schlaflose, aber dafür umso produktivere Nächte später, hatte ich eine Liste von Kontakten toller Universitäten zusammengestellt. Meinen Fokus legte ich dabei auf das Fach Eventmanagement. Nach einem Besuch an der Münchner Privatuniversität hatte mich das Glamour-Feeling mehr denn je gepackt, mit der Annahme, dies würde nun mein Weg werden.

Pünktlich zu Beginn des neuen Schuljahres, meinem letzten, kündigte sich der nächste Lockdown an. Nicht mehr neu, immer noch beängstigend, aber trotzdem wieder voller Möglichkeiten, die es zu nutzen galt. Besonders im Maturajahr nahm ich diese wahr und wusste somit die anstehenden Schulprojekte zu nutzen und noch mehr zu schätzen. Ob Radio-Projekt, Philosophisches Café oder Femizidgruppe – überall fand ich Anreiz, Tiefe und Abwechslung. Das Philosophische Cafè mit Heidi Hintner konnten wir zu unserer großen Freude sogar als Absolventinnen weiterführen.

Auch die Erfahrungen meiner Praktika und Sommerjobs in einer Anwaltskanzlei in Bozen, die ich aufgrund des Netzwerkens der Direktorin machen konnte, stießen in mir Denkprozesse an. Im Mai 2021 bekam ich von Ulrike Oberhammer die Möglichkeit, in der Redaktion des Informationsblattes des Landesbeirates für Chancengleichheit „ëres“ mitzuarbeiten und die Young-Linie zu gestalten. Um sehr viele Eindrücke, anregende Gespräche mit tollen Menschen und Reflektionen reicher wurde mir eines klar: was soll ich in einer aufgesetzten, aufgebauschten Welt von Veranstaltungen, die darauf abzielen den Eindruck zu vermitteln, alles sein planbar, glamourös und perfekt? Ich will da hinsehen und arbeiten, wo es weh tut, wenn Realität die Menschen mit ihrer ganzen Härte trifft.

Getragen von diesen Gedanken und meinen bereits gesammelten Eindrücken während meiner Praktika will ich nun in „the capital of peace and justice“, Den Haag, Internationales und Europäisches Recht studieren. Auch hier hat mir Heidi Hintner wieder eine Brücke gebaut, mich unterstützt und mich einer ehemaligen Absolventin, Nadja Stauder, vorgestellt, die in Den Haag bereits erfolgreich und mit Freude studiert. Im Februar geht es aber zunächst nach Cambridge, wo ich in einer Sprachschule mein Englisch auf C1 aufpolieren werde, damit ich mein Studium bestmöglich bestreiten kann.