Inklusion

Bereich

Erfolgreiches Lernen gelingt auf einer Basis von Motivation und guten Beziehungen von Lehrenden und Lernenden zueinander und untereinander. Unsere Schule setzt hier an und begleitet alle lernwilligen SchülerInnen auf ihrem je individuellen Weg zu einem erfolgreichen Schulabschluss. Vielfalt wird von uns als Bereicherung und Erweiterung der Lernmöglichkeiten für alle Beteiligten gesehen, die Vielfalt und Verschiedenheit von Bildungs-voraussetzungen nehmen wir ernst und begegnen Herausforderungen im Schulalltag mit positivem Engagement.
Aus unserer Haltung der Inklusion heraus entwickeln wir einerseits eine Fachdidaktik, die erfolgreich auf individuell unterschiedliche Bedürfnisse eingehen kann und fördern zugleich ein Schulklima der gegenseitigen Wertschätzung und Unterstützung.
Dabei kann die Schule auf eine breite Erfahrung im Bereich Inklusion zurückgreifen, dies betrifft sowohl die Lernstörungen (Gesetz 170/2010), wie auch Beeinträchtigungen (Gesetz 104/1992), ebenso soziale Benachteiligung und Auswirkungen u.a. von Traumatisierung, Depression und Essstörungen. „Schulabsentismus“ stellt ein weiteres Thema dar, für das häufig besondere Unterstützungsmaßnahmen zu setzen sind. Auch der Bereich des inter-kulturellen Lernens ist uns seit vielen Jahren ein wichtiges Anliegen.
Die Schule arbeitet an einem Weg, wie Unterschiede zwischen SchülerInnen in Interessen, Wissen, Fähigkeiten, familiärem und kulturellen Hintergrund, Erstsprache, Begabung oder Beeinträchtigung zu Potentialen für die Unterstützung des Lernens aller werden können. Wir fördern und unterstützen die Entwicklung und Umsetzung neuer Unterrichtsmethoden für heterogene Gruppen bzw. Klassen.

Individuelle Maßnahmen und didaktisches Angebot

Inklusive Bildungsarbeit beruht in Südtirol auf den Grundsätzen und Maßnahmen nach Landesgesetz 11/2010, dem Beschluss der Landesregierung 1798 vom 3.12.2012 zu den „Förder- und Aufholmaßnahmen“ und dem Gesetz 170/2012 sowie dem Ministerialrundschreiben Nr. 8 vom März 2013 – alle lernwilligen SchülerInnen sollen ihr angestrebtes Bildungsziel erreichen können. Lehrpersonen und Integrationsfachkräfte an unserer Schule nehmen diese Verantwortung ernst und arbeiten mit verschiedenen didaktischen Modellen wie Dalton, Projektarbeit, Stationenarbeit, FÜB (fächerübergreifende Lernangebote).
Bei den Lernstörungen nach Gesetz 170 werden individuelle didaktische Maßnahmen sowie Kompensationsmittel und Befreiungsmaßnahmen eruiert und schriftlich im individuellen Bildungsplan (IBP) festgehalten. Diese Maßnahmen sowie Möglichkeiten einer zusätzlichen Unterstützung werden vom Klassenrat beschlossen und fortlaufend ausgewertet sowie mit allen Beteiligten abgestimmt.
Bei SchülerInnen mit besonderen Bedürfnissen oder Beeinträchtigungen nach Gesetz 104 kann es ebenfalls um einen Nachteilsausgleich gehen (s.o.), hin und wieder auch um eine Förderung in Richtung eines zieldifferenten Abschlusses. Insbesondere geht es hier darum individuelle Kompetenzen sowohl im Fachunterricht als auch durch praktische Erfahrungen in der Arbeitswelt zu stärken. Die Organisation und Durchführung von Praktika und die gute Zusammenarbeit mit den von uns ausgewählten Betrieben, den Eltern/Bezugspersonen und den sozialen und sanitären Fachdiensten haben sich hier besonders bewährt. Auch diese Maßnahmen werden vom jeweiligen Klassenrat beschlossen und im IBP dokumentiert.
Unserer Schule ist es ein Anliegen, SchülerInnen mit einer sozialen oder auch einer (vorübergehenden) psychischen Belastung zu stärken und zu fördern, denn die psychische Gesundheit aller SchülerInnen steht für uns ebenso im Zentrum der Aufmerksamkeit wie ein ausgezeichneter Fachunterricht mit einem differenzierten Lernangebot.
Zu einem inklusiven, fachlichen Angebot gehören daher ganz besonders
  • die Beachtung unterschiedlicher Voraussetzungen,
  • das Angebot unterschiedlicher Themen
  • die Beachtung unterschiedlicher Lernwege
  • der Einsatz unterschiedlicher Materialien und Medien
  • unterschiedliche Zeitvorgaben
  • unterschiedliche Schwierigkeitsgrade
  • unterschiedliche Sozialformen, soziales Lernen (vgl. Index für Inklusion in der Praxis)

In der Praxis haben sich hier Formen der Projektarbeit, Arbeiten mit Dalton-Plan, Einzel-arbeit, Freiarbeit, individuelle Projekte, PartnerIn-Arbeit, SchülerInnen-Tutorials und unser Angebot der Aufgabenhilfe am Nachmittag (Tutorials mit SchülerInnen oder regelmäßige und kontinuierliche Aufgabenhilfe mit Fachlehrpersonen) besonders bewährt. Zu den Stütz- und Aufholmaßnahmen, Aufgabenhilfe, Lernberatung s. Teil A.
Der Unterrichtsalltag gestaltet sich durch einen sinnvollen Wechsel zwischen personalisiertem Lernen innerhalb der Klasse und Unterricht in Einzelsituationen mit der Inklusionslehrerin oder in Kleingruppen. Im Falle von Funktionsdiagnosen mit zieldifferentem Anspruch ist eine quantitative und qualitative Reduzierung der Lerninhalte möglich. Das Lernen wird durch geeignetes Material veranschaulicht und vertieft.
Besonderen Wert legen wir an der Schule auf Beratungsgespräche, die aktiv in die Planung miteinbezogen werden. Ein regelmäßiger Austausch beugt Über/Unterforderung vor und ist Voraussetzung für die Weiterentwicklung der besonderen Bedürfnisse. Auch der gute und regelmäßige Kontakt mit den Eltern ist uns als Schule sehr wichtig.
Bei SchülerInnen mit einer Funktionsdiagnose gilt unsere besondere Aufmerksamkeit der Arbeit an individuellen Zielen in den Bereichen Lebenskompetenzen bzw. Sozialkompetenzen und Zukunftsplanung.
Gespräche mit den Schülerinnen, im Klassenrat, mit den Eltern, Fachdiensten und Praktikumsstellen ermöglichen einen guten Gesamtüberblick. Im Vordergrund stehen für uns die Entwicklung der Selbständigkeit und die Persönlichkeitsentwicklung. Übergangsphasen (Mittelschule-Oberschule oder Oberschule-Arbeit/Studium) begleiten wir mit besonderer Sorgfalt.
Besondere Begabungen werden durch die Teilnahme an Wettbewerben, bei Festivals, beim Poetry Slam und bei diversen Publikationsprojekten (z.B. Unsere kleine Reihe, Straßenzeitung „zebra“, Heft „eres“ im Schuljahr 17/18) oder im Kontext des Projektes „Sprachenvolontariat“ (Südtiroler Pilotprojekt 15/16 mit der Medici-Schule, Weiterführung/Weiterentwicklung) gefördert.
Auf gute und differenzierte Netzwerkarbeit legen wir am Maria-Hueber-Gymnasium großen Wert.

Arbeitsgruppe Inklusion

Die Arbeitsgruppe Inklusion setzt sich aus der Direktorin, KlassenlehrerInnen, einer Fachkraft für Integration und einer Beratungslehrerin mit psychologischer Ausbildung zusammen. Sie sensibilisiert die Schulgemeinschaft für die Herausforderungen im Bereich der Inklusion, vor allem in Bezug auf Schülerinnen mit besonderen und speziellen Bedürfnissen (s.o.). Die Arbeitsgruppe hat die Aufgabe, sich über alle auftretenden Bedürfnisse und Schwierigkeiten im Bereich Inklusion gründlich zu informieren und einen guten Kontakt zu allen Betroffenen (SchülerInnen, Eltern/Bezugspersonen, Lehrpersonen, Fachdienste etc.) herzustellen und aufrecht zu erhalten. Die Arbeitsgruppe entwickelt gemeinsam mit den Angehörigen Möglichkeiten und Wege der inklusiven Begleitung im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben und bringt diese in die jeweiligen Klassenräte ein.
Die Arbeitsgruppe macht Vorschläge und Angebote für Fortbildungen im Bereich Inklusion und bietet den Lehrpersonen Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung der einzelnen Maßnahmen an. Die Arbeitsgruppe befasst sich auch mit Aufgaben der schulischen Sozialarbeit und gegebenenfalls mit der individuellen Unterstützung von SchülerInnen.
Inklusive Projekte werden in der Arbeitsgruppe geplant und deren Durchführung begleitet. Als Beispiel kann unser Projekt „Sokli“ (Sozialwissenschaften und Klinik – eine Zusammenarbeit zwischen Schule und Marienklinik: Projekt mit dementiell erkrankten Menschen) angeführt werden sowie zahlreiche Begegnungen mit sozialen Genossenschaften und Personen, die im Bereich Inklusion und Arbeitsintegration tätig sind.
Migration
Der Umgang mit den Herausforderungen der Migration und die kontinuierliche Arbeit im Bereich der interkulturellen Pädagogik ist für uns Teil der „inklusiven Schule“.
Über Projekte werden die SchülerInnen für das Thema „Migration“ sensibilisiert. Derzeit arbeitet die Schule mit dem „Zeiler Hof“ an einer Begleitung von Kindern und Frauen durch interessierte SchülerInnen unserer Schule – das Pilotprojekt „Kooperation und Resonanz“ ist eine unbürokratische Zusammenarbeit mit dem Amt für Senioren und Sozialsprengel, dem Amt für Bibliotheken und Lesen, dem Amt für Weiterbildung und Sprachanbieter AZB, den Vereinigungen „Donne Nissà“ und „Volontarius“ und der Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern. Auch Projekte wie die Herausgabe der Sonderausgabe der oew- Straßenzeitung „zebra“ fördern die interkulturelle Sensibilität.
Interkulturelles Lernen stellt eine Bereicherung für den Schulalltag dar. Es ist uns ein Anliegen, Schülerinnen mit Migrationshintergrund so zu fördern, dass eine vollständige Teilhabe am Unterrichts- und Schulgeschehen möglich wird. Besondere Bedürfnisse werden beachtet und Angebote der Sprachenzentren genutzt. Das Sprachenlernen steht dort im Zentrum, wo Schülerinnen noch Probleme mit der Unterrichtssprache haben. Den Klassen-lehrerinnen und Sprachenlehrpersonen kommt die besondere Aufgabe zu, individuelle Lernprogramme und Differenzierungsmaßnahmen zu erarbeiten und umzusetzen. Diese werden in den Klassenräten beschlossen. Bei der Erarbeitung dieser Maßnahmen werden die Fachlehrpersonen von der Arbeitsgruppe Inklusion unterstützt.

Förderung von besonderen Begabungen

Ein zentraler Aspekt des Lernens ist das Entdecken und Fördern der individuellen Begabungen der Schülerinnen. Besondere Fähigkeiten und Talente sind wertvoll für die Schulgemeinschaft und werden im Rahmen der schulischen Möglichkeiten gefördert bzw. unterstützt. Die Schule ist dabei, für die einzelnen Fachbereiche Ideen der Begabungsförderung zu entwickeln, z.B. im Bereich Sprachen, Naturwissenschaften, Kunst, Humanwissenschaften, Sport, ....) und deren Umsetzung zu planen. Hierbei geht es einerseits um individuelle auf die einzelnen Schülerinnen bezogene Angebote (z.B. zeitbezogenes Nachmittagspraktikum in einer Apotheke mit Vereinbarung) und auch um Angebote für die ganze Klassengemeinschaft (z.B. Teilnahme an Kunst- und Zeitungswett-bewerben), die dann von den einzelnen Schülerinnen unterschiedlich intensiv genutzt werden können. Dies geschieht auch im Rahmen unserer jährlichen FÜB-Woche. Schülerinnen mit besonderen Begabungen werden – falls erwünscht – auch im Hinblick auf schulergänzende Lernerfahrungen unterstützt und begleitet.
Dies können Praktika sein oder auch die Teilnahme an besonderen Veranstaltungen wie Talente-Tagen, Poetry-Slam, Wettbewerben etc. Zusätzlich bemüht sich die Schule die Schülerinnen bei der Realisierung ihrer Begabungen in außerschulischen Bereichen (z.B. Teilnahme an Musikwettbewerben oder Sporttätigkeiten) zu unterstützen. Über die Möglichkeit der Teilnahme an zusätzlichen Kursen wie z.B. der Sommerakademie „sapienza ludens“ und vergleichbaren Angeboten werden die Schülerinnen laufend informiert.
Da wir eine kleine überschaubare Schule sind, bemühen wir uns über eine gute Vernetzung nach außen den Schülerinnen eine Vielzahl von zusätzlichen Angeboten zur Verfügung zu stellen. Hierzu zählen unsere Sprachenangebote, die Praktika in der 3. und 4. Klasse, unsere Projekte und Publikationen, verschiedene Möglichkeiten für außerschulische Aktivitäten oder der Experten/Expertinnen-Unterricht an der Schule. Diese zusätzlichen Angebote sowie die Praktikumsstellen werden laufend evaluiert und aktualisiert, wir stellen hierbei immer wieder die Interessen und Begabungen der SchülerInnen in den Mittelpunkt.